Rogate 2025

"Rogate" heißt "Betet!"

Das Reden über das eigene Beten ist bei uns fast zu einem Tabuthema geworden. Es herrscht eher eine vornehme Zurückhaltung bei diesem Thema. So, als wenn gilt: Klar, beten hilft. Aber benennen wir unsere Anliegen mal lieber nicht zu konkret, denn sonst könnten wir ja enttäuscht werden. Bloß nicht zu mutig werden.

Und manches Mal ist diese Zurückhaltung leidgekrängt und erfahrungsgesättigt: Da ist das Gebet in der Krankheit nicht erhört worden. Da hat sich eine Ehe nicht retten lassen. Da hat Gott sich nicht bemerkbar gemacht.

Und trotzdem fordert uns Jesus im Predigttext mehrfach auf: Bittet, so werdet ihr empfangen, bittet so wird euch gegeben.

Das Interessante an dieser Aufforderung ist der zweite Teil: Es folgen keine Zusatzklauseln. Es heißt NICHT: „Falls ihr ordentlich gebetet habt; falls ihr regelmäßig eure Spiritualität im zweistelligen Minutenbereich pflegt; falls ihr aktiv an den richtigen Stellen in eurer Kirchengemeinde mitarbeitet …“ DANN eventuell lasse ich mit mir reden. NEIN, es heißt schlicht: Bittet, so wird es euch gegeben.

Beten ist in vielerlei Hinsicht Bitten, aber es ist gleichzeitig noch viel mehr. Es gibt viel mehr Gebetsformen: Dank und Lob zum Beispiel - Hinhören und Stille – Beichte und Bekenntnis – feste Gebete, freie Gebete, gesungene Gebete – persönliche und gemeinschaftliche Gebete. Beten umfasst die ganze Spannbreite menschlicher Kommunikation.

Unser Beten ist vor allem Beziehungspflege. Jedenfalls wenn es um das christliche Beten geht.

Not lehrt beten – sagt der Volksmund. Aber dieser Gebetsfluss ebbt meist schnell wieder ab, sobald die Not ein Ende hat oder der Wunsch erfüllt ist.

Gott erfüllt aber nicht alle unsere Bitten, genauso wenig wie Eltern alle Wünsche ihrer Kinder erfüllen.

Wenn Sie selber Kinder haben, kennen Sie das. Den lieben langen Tag äußern sie eine Bitte nach der anderen. Viele erfüllen wir ihnen gerne, anderen können oder möchten wir aus guten Gründen nicht nachkommen. Manchmal sind die Kinder enttäuscht, oder auch mal ärgerlich. Sie hören aber deswegen nicht auf zu bitten! Und sie stellen wegen eines nicht erfüllten Wunsches weder unsere Existenz noch ernsthaft unsere Liebe in Zweifel.

Unerhörte Gebete gibt es nicht. Wohl aber unerfüllte Wünsche. Gott hört, was wir auf dem Herzen haben, und er nimmt es ernst.

Diese Gedanken stammen aus einer Lesepredigt und waren mein erster vorgetragener Text innerhalb meiner Ausbildung zur Lektorin. Bei der Ausarbeitung habe ich manches kurze Stoßgebet sowie am Ende auch Dankgebet an Gott gerichtet.

In jedem Gottesdienst gehört für mich das VaterUnser zu dem Gebet, das mir Ruhe und Kraft gibt. Verbunden mit so vielen Menschen des christlichen Glaubens, die diese Worte schon seit so langer Zeit immer wieder beten. Im Namen Jesu, so wie er es uns gelehrt hat.

Heidi Wagner

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