Sexagesimä 2025

Wie Worte wirken

Noch nie wurde so viel geredet und so wenig gesagt. Ein jeder produziert Luft, so viel er kann. Die Rechnung dabei ist: Wenn ich schon nichts zu sagen habe, so will ich wenigstens meine Rede gehörig aufblähen, dann wiegen die Worte schwerer.

Ganz falsch. Denn ist es wie beim Brötchen: Ist viel Luft drin, sieht es zwar größer aus, hat aber mitnichten mehr Gewicht.

Je mehr Wörter ich gebrauche, desto weniger wirkt das Wort. Im Fluss der Rede, die zum Redeschwall wird, geht das Wort unter. Es bewirkt nichts, es erreicht nichts, höchstens das Ohr, aber nicht das Hirn.

So ist das oft, wenn Menschen viele Worte machen. Dabei steckt in ihnen eine ungeheure Macht. Worte wirken. Worte verletzen, reißen Wunden, ja zerstören. Worte sind Balsam, heilen, bauen auf.

Worte wirken. Wenn schon beim Menschen, dann erst recht bei Gott. Wenn Gott spricht, dann geschieht immer etwas. Er sprach: „Es werde Licht” - und es wird Licht. Er sprach: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht” - und so geschieht’s bis heute. „Herr, sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.” sagt der Hauptmann von Kapernaum zu Jesus - und so geschieht’s.

Wenn Gott spricht, geschieht immer etwas. Das Wort selbst geschieht. So steht es immer wieder in den Prophetenbüchern. „Und das Wort des Herrn geschah zum Propheten Jesaja, Jeremia, Jona ...” 

Gottes Wort wirkt. So verspricht es Gott selbst: „Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“

Wir beten:
Ich rede, wenn ich schweigen sollte,
und wenn ich etwas sagen sollte,
dann bin ich plötzlich stumm.
Herr, hilf das Rechte sagen.
Hilf uns das Gute wagen.
Hilf uns das Rechte tun. Amen.
(EG 647, 1)

Martin Anefeld, Pfr.